Barfüsser nach Weiss 1834

Da und dort nicht ganz zuverlässig aber von einem gewissen Unterhaltungswert ist die Beschreibung der Barfüsserkirche bei Heinrich Weiss. 

Weiss_Versuch Kirchen 1834_11_Barfüsser.

Weiss_Versuch Kirchen 1834_12_Barfüsser.

 

PDF der obigen Bilder: Weiss_Versuch Kirchen 1834

 

Weiss, Heinrich, Versuch einer kleinen und schwachen Beschreibung der Kirchen und Klöster in der Stadt und Landschaft Basel, nebst derselben Lehrer und Vorsteher, nach chronologischer Ordnung, Basel 1834, 11–12.

 

Baarfüsser, «Franziskaner,» jetzt Spitalkirche.

1231 hat das Kloster und die Kirche bey den Baarfüßern ihren Anfang genommen, dieser Platz gehörte Nickolaus Ezelin, unter Heinrich von Thun, Bischoff zu Basel, unter welchem die minder Brüder Baarfüßerordens, Minoriten entstanden. 

1274. Heinrich IV. unter dem Namen Bischoff Gürtelknopf, brachte ums Jahr 1272 die Baarfüßermönche mit sich gen Basel, und als er Bischoff war, kaufte er an sich die Häuser in der Stadt vom Eselthürmlein an bis an den Ecken herum, brach sie ab, damit den Baarfüßern ihr Garten erweitert wurde. 

1287 beredeten die Baarfüßermönche zwey adeliche Frauen, nämlich Beatrix, Graf Theobald zu Neuenburg in Burgund Schwester, und Adelheid, Herman von Kienbarg Wittwe, welche neben ihrem Kloster, jenseit der Birseck, wohnten, daß sie ihnen um Gottes- und ihrer Seelen-Heil-willen, ihre Höfe neben dem Eselthürmlein gelegen, vergaben möchten. 

130[0]. ist sie eine vernehme Custgerey worden. 

1321 erschlugen die Basler, de zer Kinden genannt, einen Offizial, weil er gegen die Baarfüßermönche, welche den Baslern sehr lieb waren, Schmachreden ausgestoßen hatte. 

1333. Als Kaiser Ludwig vom Papst verbannt, und doch die Stadt Bael dem Kaiser gehorsam und güstig war, sandte der Papst einen berühmten geistlichen Mann mit scharfen Bannbriefen gen Basel, welche er gegen den Kaiser und die Stadt anschlagen sollte. Er wurde also von der Bürgerschaft in Basel hinter dem Münster von der Pfalzmauer in Rhein herunter geworfen, als er den Rhein herab unverletzt schwimmen wollte, schlugen ihn einige Schiffleute zu todt. Die Baarfüßer- und Predigermönche, welche dem Befehl des Papstes gehorchen, und dem Gottesdienste | nicht mehr abwarten wollten, wurden aus der Stadt gejagt, mit diesem Reimen: Sie sollten lesen oder singen, oder aus der Stadt springen. 

1361 ist die Spitalkirche gebaut worden. 

1428 litt sie bey einem großen Erdbeben großen Schaden. 

1473 ist sie zum zweytenmale unter Johannes von Langenthal, Spitalmeister, gebaut worden. 

1525 hab Conrad Pelikan, ein gelehrter Mann und Quardian bey den Baarfüßern, die reformierte Religion angenommen, ist hernach Professor der hebräischen Sprache in Zürich geworden. 

1526. Nach Bruder Hs. Leuthard, welcher in diesem Jahre Pfarrer allda war, und dessen Frau man das Baarfüßer-Weiblein nannte, ist der Spital- und Baarfüßer-Pfarrdienst mit einander vereiniget worden. 

1557 den 21. Nov. läutete man in die Kirche zum Gottesdienste, weil man schon etliche Jahre lang darinnen nicht predigte, glaubte Jedermann es brenne, davon entstand ein großer Lermen und Aufstand. 

1605 wurden auf Obrigkeitl. Befehl die Frühpredigten bey den Baarfüßern Morgens um 6 Uhr, und die im Münster um 7 Uhr angeordnet. 

1622. In der Nacht gingen zwey Bürger, welche den ganzen Tag hindurch liederlich zugebracht hatten, durch das Spitalgäßlein, sie trafen die Kirchenthüre offen an, sie gingen hinein, einer davon betrat die Kanzel, und trieben das Gespötte in der Kirche. Allein Gott läßt sich nicht spotten; bald hernach fielen beyde in eine schwere Krankheit. 

1628 ist sie wiederum erneuert worden, und 1654 sind neue Männer- und Weiberstühle gemacht, und die Kanzelan einen andern Ort gestellt worden. |12| 

1660. Als der Siegrist bey den Baarfüßern zu Kirche läuten wollte, lag ein neugebornes Kind vor der Kirchthüre, unbewußt wem es angehöre, kam eine Magd darzu, sie kannte den Korb, und nannte die Eltern, der Vater ein Studiosus von Marburg gebürtig, wurde um 80 Pf. gestraft, die Mutter eine Bürgerin von Basel für drey Jahre lang verwiesen. 

1702. Bisher hatte ein Prediger bey den Baarfüßern und Spithal das Recht, neben seiner ordinären Besoldung wöchentlich zweymal am gleichen Tische mit dem Spitalmeister zu speisen, ferners 3 Laiblein Brod und andere Zulagen (Accidentien) zu beziehen; als aber 1706 die große Spitalreformation vorgenommen, wurde dem Pfarrer diese Accidentien aberkannt, dagegen ihm jährlich 4 Saum Wein und 4 Vierzel Korn von des Spithals eigenem Basel Gewächse zuerkannt. 

1754, Sonntag den 24. Nov. wurde ein Spithaler (alter Mann) in der Kirche öffentlich vorgestellt, weil er in der Messe gestohlen hatte. 

1795 ist die Baarfüßerkirche eingegangen, dagegen zu einem Salz-Magazin gebraucht worden. 

180[0]. wurden die von der großen Pestzeit 1668 im Spithal und Almosen aufbewahrte Betten, im Erdbeergraben vor dem Steinenthor verbrannt. 

1812 wurde der Kirchthurm der Baarfüßerkirche, worauf ein Kreuz mit einem Hahn angebracht, abgebrochen, die Glocke, welche darinnen war, nach Waldenburg gegeben. 

1830 wurde vermittelst einer Collecte eine kleine Orgel in die Spithalkirche angeschafft. 

Am ganzen Rheinstrom ist kein höheres Chor anzutreffen, als in der Baarfüßerkirche. 

Die Spithal-Pfarrey hat mehr vom Spithal zu beziehen, als die andern Pfarrer, dagegen gibt es keine Accidentien. 

Die Wahl eines Pfarrers wird bestllt von Herrn Oberstpfarrer, den Herren Deputanten und Pflegern des Spithals. Man macht da keine Wahl, sondern ein jeder dieser Herren kann aus dem Ministerio auslesen, und seine Stimme geben, welchem er will. Doch ist denen, so bereits in Dienste stehen und dahin gelangen möchten, erlaubt, sich durch ein Zedelein anzugeben. Die Bestellung geschieht in der gewöhnlichen Pflegerstube des Spithals.